Die Europäische Kommission in Brüssel erwägt neue, strengere Regelungen für E-Bikes. Im Fokus der geplanten Vorschriften stehen verbesserte Bremssysteme und eine mögliche Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit. Die Fahrradindustrie reagiert mit gemischten Gefühlen auf die potenziellen Änderungen, die weitreichende Auswirkungen auf den boomenden E-Bike-Markt haben könnten.
EU-Verkehrskommissarin Adina Vălean betonte die Notwendigkeit der Maßnahmen: „Mit der zunehmenden Popularität von E-Bikes müssen wir sicherstellen, dass die Sicherheitsstandards Schritt halten. Unser Ziel ist es, Unfälle zu reduzieren und das Vertrauen in diese umweltfreundliche Mobilitätsform zu stärken.“
Die vorgeschlagenen Änderungen umfassen:
- Verpflichtende ABS-Systeme für alle E-Bikes ab 2026
- Eine europaweite Geschwindigkeitsbegrenzung von 25 km/h (derzeit in einigen Ländern 32 km/h)
- Obligatorische Fahrsicherheitstrainings für Käufer von E-Bikes mit mehr als 250 Watt Leistung
- Strengere Vorschriften für die Batterie-Sicherheit, um Brandrisiken zu minimieren
Die Reaktionen aus der Industrie fallen unterschiedlich aus. Während einige Hersteller die Vorschläge als überfällig begrüßen, sehen andere darin eine Bedrohung für Innovation und Wachstum.
Thomas Müller, CEO des deutschen E-Bike-Herstellers „ElektroVelo“, äußert sich besorgt: „Eine pauschale Geschwindigkeitsbegrenzung auf 25 km/h könnte die Attraktivität von E-Bikes für Pendler erheblich einschränken. Wir befürchten einen Rückgang der Verkäufe, gerade im wichtigen Segment der Speed-Pedelecs.“
Auf der anderen Seite steht Sandra Dupont, Sicherheitsexpertin beim französischen Hersteller „VéloSûr“: „Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind ein Schritt in die richtige Richtung. Besonders die Einführung von ABS-Systemen könnte die Unfallzahlen deutlich reduzieren.“
Verbraucherschutzorganisationen begrüßen die Initiative grundsätzlich. Julia Rossi von der europäischen Verbraucherschutzorganisation BEUC erklärt: „E-Bikes sind keine gewöhnlichen Fahrräder. Ihre höhere Geschwindigkeit und das größere Gewicht erfordern angepasste Sicherheitsstandards.“
Die Debatte hat auch eine wirtschaftliche Dimension. Der europäische E-Bike-Markt verzeichnete 2023 ein Volumen von über 10 Milliarden Euro, mit jährlichen Wachstumsraten von mehr als 20%. Kritiker der neuen Vorschriften befürchten, dass zu strenge Regulierungen dieses Wachstum bremsen könnten.
Die EU-Kommission betont jedoch, dass die Vorschläge noch nicht endgültig sind. In den kommenden Monaten sollen Gespräche mit Vertretern der Industrie, Verbraucherschützern und Verkehrsexperten geführt werden. Eine endgültige Entscheidung wird für Anfang 2025 erwartet.
Unabhängig vom Ausgang der Debatte steht fest: Die E-Bike-Branche steht vor bedeutenden Veränderungen. Wie diese aussehen werden und welche Auswirkungen sie auf Hersteller, Händler und Verbraucher haben werden, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur, dass die Sicherheit von E-Bike-Fahrern in Zukunft noch stärker in den Fokus rücken wird.